Oktettmodell

Oktettmodell
Oktẹttmodell,
 
Elementarteilchenmodell, das die Klassifizierung der Hadronen in bestimmte, strukturmäßig zusammengehörige Gruppen (Supermultipletts, z. B. Singulett = 1, Oktett = 8, Dekuplett = 10 Teilchen) mit gleichem Spin und gleicher Parität gestattet. Es wurde 1961 von M. Gell-Mann und Y. Neeman (* 1925, ✝ 1965) unabhängig voneinander vorgeschlagen (»Achtfach-Weg-Modell«). Das Oktettmodell entspringt der Vorstellung, dass die Ruhemassen der Elementarteilchen als gequantelte Energiezustände eines einheitlichen physikalischen Systems aufzufassen sind. Insbesondere betrachtet man Baryonen mit dem Spin ½ und Baryonenresonanzen mit höheren Spins 3/2, 5/2, 7/3,. .. als die Glieder einer Serie von Zuständen, analog den angeregten Zuständen eines Elektrons im Wasserstoffatom, wobei der Zustand mit dem Spin ½ als Grundzustand anzusehen ist. Das Oktettmodell nimmt an, dass die acht Massenzustände, die zu den bekannten Baryonen p, n, Λ, Σ+, Σ0, Σ-, Ξ0, Ξ- (Elementarteilchen, Übersicht) gehören, durch Aufspaltung des einen Grundzustandes des Baryons B (1/2-) entstehen, analog der Aufspaltung von Elektronenzuständen im magnetischen oder elektrischen Feld (Zeeman-Effekt, Stark-Effekt). Die Symmetrie, die die wechselwirkungsfreien Energiezustände zusammenfallen lässt und die durch symmetrieverletzende Wechselwirkungen aufgehoben (»gebrochen«) wird, heißt unitäre Symmetrie; sie entspringt der Gruppe der speziellen unitären Transformationen in einem dreidimensionalen Raum (SU3), deutet also darauf hin, dass der im Oktettmodell hypothetisch angenommene Grundzustand »Baryon« als Zustand in einem abstrakten dreidimensionalen Raum zu beschreiben ist. Neben dem Baryonen-Grundoktett konnten alle bekannten Mesonen und einige Mesonen- und Baryonenresonanzen mit verschiedenen Darstellungen der unitären Symmetrie identifiziert werden. Das Oktettmodell gestattet Vorhersagen über noch nicht entdeckte Teilchen aus dem gegebenen Supermultiplett und die Massenabstände der Partner eines Multipletts.

Universal-Lexikon. 2012.

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